Saturday, April 2, 2016

Fiktion Wichtig Nehmen Ist Albern, Aber Das Tue Ich Noch

SPOLIER ALERT! LIES ZUERST HESSES SIDDHARTHA, ODER KOENNTE FOLGENDES EINIGES FUER DICH SPOILEN!

Ich erinnere mich nicht mehr, zu welcher Zeit ich anfing, Literatur sehr wichtig zu nehmen. Ich weiss nicht mehr, wann ich begann, selbst Fiktion zu schreiben. Mit 8 Jahren schrieb ich das Drehbuch zu einem kurzen Filme, vielleicht was das mein erster Versuch als Author, vielleicht nicht.

Ich erinnere mich sehr genau, wie mir so um 1987 oder '88, als ich 25 oder 27 Jahre alt war, ganz ploetzlich, in einem Klassenzimmer in der University of Tennessee, Knoxville, wo wir Aenglistik sehr wichtig und gewichtig nahm, von einem Augenblick zum naechsten, das ganze mir komplett albern vorkam: zwei Jahrhunderte frueher hatte ein englischer Dichter ein Gedicht geschrieben, und nun nahmen wir das Gedicht sehr ernst.

Ich gar nicht zuletzt. Es war ein honors course, ein Seminar fuer Fortgeschrittene unter Tennessees Studenten, fuer Studenten, die Gedichte besonders ernst nahmen, und ich hatte sie vielleicht gar ungewoehnlich ernst genommen auch verglichen mit diesen anderen honors students. Es kann sein, ich erinnere mich nicht genau, dass es mir alles ueploetzlich doof vorkam, als ich selbst mitten in einem von den praetentioesen Spontan-Reden war, mit denen ich in solchen Seminaren gar nicht scheu war.

Oder vielleicht sprach zu diesm Augenblck die Professorin, oder ein/e von den anderen honors-Student/innen.

Das Bewusstsein von der peinlichen Eitelkeit und Leerheit des ganzen hat mir seit nun fast 30 Jahren nicht losgelassen. Trotzdem, bliebe ich in diesem Seminar, machte meinen Bachelor of Arts zu Ende, machte einen Anlauf auf graduate school. Ich habe tratzdem noch wir vor Fiktion geschrieben. Ich habe gar zwei Romane zu ende geschrieben, unter wohl mehr als einer Dutzenden, welche ich angefangen habe.

Aber seit diesem einen Augenblick der Eleuchtung und Entzauberung ist der Anteil der Fiktion scharf gesunken unter dem, was ich geschrieben habe, und die der non fiction gestiegen.

Diesen Tag sprach ich privat mit dieser Professorin darueber. Sie schien mich nicht zu verstehen. Ich habe bisher keinen Aenglisten oder Germanisten oder Dichter gefunden, der aehnlicher Meining zu sein scheint.

Ich las also Hermanns Hesses Siddhartha, in der Hoffnung, es wuerde mir helfen, endlich den sehr hoch geschaetzten Romancier auch schaetzen zu koennen, und zuerst ging alles gut. Aber als mir klar wurde, dass die Titelfigur Siddhartha nicht Siddhartha Gautama, aka der Buddha, war, sondern ein Zeitgenosse mit gleichem Vornamen und einigen Aehnlichkeit der beiden Biographien, und dass dieser Roman keine Biographie des Buddhas ist, fing mir an, sauer zu werden.

Leider mag ich Hermann Hessens Screiben immer noch nicht. Vielleicht sollte ich es doch aufgeben, herausfinden zu wollen, was es dann so besonderes on Das Glasperlenspiel ist.

Vielleicht is Hesse einfach nicht fuer mich.

Warum? Vielleicht weil ich nicht noch den Dingern suche, nachdem er und die beiden Siddharthas suchten. Ich suche nicht nach Erleuchtung, sei es, weil ich schon erleuchtet bin oder sei es weil ich gar nicht einmal verstehe was Leute meine wenn sie "Erleuchtung" sagen, oder warum auch immer: ich suche nach anderen Dingern. ("Moechtest Du Erleuchtung bekommen?" "Nein, danke sehr, Magister. Um ganz ehrlich zu sein, wuerde ich sehr viel lieber ganz grosse Mengen von Geld bekommen, als Erleuchtung.")

Vielleicht finde ich den Zugang zu Hesse nicht, weil er Theologe oder etwas Theologenaehnliches ist. Leser dieses Blogs kenne meine Allergie gegen Theologisches sehr gut. Wenn Goethe und Nietzsche ueber Theologie schreiben, verstehe ich sie sehr gut.

Alles, was ich mit Sicherheit ueber die Sache weiss, ist, dass ich Siddhartha ca 30 Seiten Lang mochte and dann stets weniger, und dass ich jetzt gar keine Lust habe, mehr von Hesse zu lesen, und dass ich es lieber mit Aristoteles Πολιτικά versuchen mag, und mit einigen anderen vorchristlichen griechischen Authoren, die hier in Ausgaben von Teubner und Oxford und Loeb und Anderen rumliegen. Eigentlich wurde mir gestern gar prickelnd nach Aristoteles, lange bevor ich Siddhartha zu Ende gelesen hatte. (Wustest Du eigentlich, wie schwach die Handschiften-Ueberlieferung von Aristoteles' Politik ist? Um 1930 schrieb H Rackham: "The oldest evidence for the text is a translation in barbarous Latin by a Dominican monk of the thirteenth century, William of Moerbeke in Flanders [...] The five best extant Greek copies are of the fifteenth century [...]" Seitdem haben Funden von Papyri dies aufgebessert, aber nicht um vieles.)


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